Biberstreifzug: Natur erleben und verstehen
Die Ortsgruppe Baierbrunn des Bund Naturschutz und die Überparteiliche Wählergruppe Baierbrunn e. V. (ÜWG) hatten für den 24. März 2017 zu einer Exkursion in die Lebenswelt des Bibers an der Isar bei Baierbrunn eingeladen. Aufgrund des übergroßen Interesses konnten an diesem ersten Streifzug zunächst 24 Interessierte teilnehmen, ein zweiter Streifzug für die Warteliste ist anberaumt und ein dritter Termin wird 2018 angeboten werden, um allen Anmeldungen gerecht zu werden.
Revierförster Gerrith Hinner und Heiko Willich, der beim Weißen Raben arbeitet und auch Biberjäger ist, führten die Gruppe zu den Spuren des Bibers im Uferbereich der Isar im Bereich des Buchenhainer Isarwehrs. Den Teilnehmern wurde die Lebensweise des Bibers anschaulich und kurzweilig nahegebracht und aufgezeigt, welche Stellung der Biber im Naturkreislauf hat. Nicht nur die weithin sichtbaren Nage- und Fraßspuren zeigten die Tätigkeit des großen Nagers, auch Biberpfade und sogar eine Biberburg konnten in Augenschein genommen werden. Wem zuvor vielleicht nur die typischen Spuren angenagter Bäume aufgefallen waren, geht jetzt mit einem viel geübteren Blick durch die Natur und erkennt die Spuren des Bibers. Dank der vielen Erläuterungen rund um den Biber erscheinen die Stellung dieses großen Nagetiers und seine Bedeutung im Kreislauf der Natur in einem neuen Licht.
Vor 100 Jahren in unserem Land eigentlich ausgerottet, wurde der Biber ab 1966 wieder angesiedelt und hat sich seither seine Lebensräume wieder erobert. Heute gibt es sechs Biberstandorte südlich Münchens, Tendenz steigend. Über 80 sind es im Münchner Norden, die meisten Standorte finden sich im Bereich der Gemeinden Ismaning, Ober- und Unterföhring.
Der Europäische Biber ist nicht nur das größte Nagetier Europas, er ist auch der beste „natürliche“ Ökosystem-Manager. Wo immer er lebt und anpackt, nimmt die Artenvielfalt sprunghaft zu. So zählen Biberreviere zu den artenreichsten Biotopen in Bayern. Wie keine zweite Tierart gestaltet der Biber seinen Lebensraum selbst: Eindrucksvoll sind seine stattlichen Biberburgen, in denen er mit seiner Familie lebt. Der Baumeister schafft mit seinen Dämmen und Burgen neue Strukturen im Wasser, die von Fischen dankend angenommen werden. Während sich kleine Exemplare in den flachen Gewässerabschnitten tummeln, stehen an tiefen Stellen – gleich am Biberdamm – die größeren Fische und warten auf Nahrung. Die Reste der Biber-Mahlzeiten wiederum, wie etwa abgenagte Weidenäste, bieten der Fischbrut neue Versteckmöglichkeiten. Und selbst liegen gebliebene Bäume sind ein Segen für die Flussökologie. In der Strömung verwirbeln sie das Wasser und reichern es mit Sauerstoff an.
Aber der Biber (wissenschaftlicher Name: Castor fiber) ist nicht nur Ökosystem-Manager – er ist auch im Hochwasserschutz tätig. So verzögert sich überall dort, wo Castor fiber lebt und baut, der Wasserabfluss extrem – je nach Topografie bis um das 160-fache. Während in einem Gebiet ohne Biberdämme ankommendes Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden wieder abfließt, dauert es in gestauten Bereichen bis zu 19 Tage. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser und Hochwasserspitzen werden gekappt. Umgekehrt profitieren in trockenen Jahren Natur und Landwirtschaft vom „Wasserrückhaltesystem“ des Bibers.
Weitere Fotos vom 4. Waldstreifzug sowie den Werken des Bibers finden Sie hier: